Der Wald in Distrikt 12

Die Sonne hat sich erst über die bewaldeten Hügel gehoben und schon treffen die gleißenden Sonnenstrahlen meine gebräunte Haut. Der kühle Morgenwind bläst mir durchs Haar und die feinen Haare auf meinen Armen stellen sich auf.
Es ist ruhig hier, beinahe friedlich. Ich kenne keinen Platz, an dem ich lieber bin, als hier im Wald.
Ich lasse meine Finger über die Halme der Gräser streifen und nehme ein kaum hörbares Rascheln wahr. Meine normalen Impulse wären gewesen, aufzuspringen und das Geräusch ausfindig zu machen, doch diese Laute stammen nicht von einem Tier. Diese Schritte sind mir so vertraut, wie mein eigener Herzschlag.
Automatisch macht sich ein Lächeln auf meinem Gesicht breit.
„Hey Kätzchen“, nenne ich ihren Spitznamen, ohne mich umdrehen zu müssen.

Ich wand ihr meinen Kopf zu und betrachtete sie, während sie sich neben mich setzte.Ihr dunkelbraunes, lockiges Haar hatte sie wie üblich in einem seitlich geflochtenen Zopf gebunden, die grauen Augen erwiderten meinen Blick. Dieses Gesicht würde ich in einer Millionen Jahren wiedererkennen.
„Was meinst du- sollen wir zuallererst jagen oder erst hier bleiben?“, erkundigte ich mich und nahm ihr den Pfeil aus der Hand, nur um zu sehen, wie sie reagiert.

Ich hatte bemerkt, das sie mich eine Zeit lang beobachtet hat, während ich die Fallen aufgestellt habe, doch ich hob nicht den Kopf. Oft fragte ich mich, ob sie vielleicht auch etwas mehr, als nur Freundschaft für mich empfand. Ob sie vielleicht auch Gefühle für mich hegte, so wie ich für sie. Doch sie war nicht leicht zu durchschauen, nicht einmal für mich.
"Guter Schuss , Kätzchen", lobte ich sie und warf mir für sie das Reh über die Schulter. Sie war zwar stark, aber auf Dauer wäre es ihr vermutlich zu schwer geworden. Der Tag verging rasend schnell und sie schoss zwei Eichhörnchen. Ich konnte mit meinen Fallen heute nur drei Hasen fangen, aber es war besser als nichts.
"Wenn du zur Bäckerei mit den Eichhörnchen gehst, könnte ich versuchen, das Reh an Rooby zu verkaufen", bot ich ihr an, als wir am Zaun angekommen waren und sie ihren Pfeil und Bogen in dem hohlen Baum versteckte.